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Pompeji gehört sicherlich zu einer der am meisten fotografierten Ausgrabungsstätten der Welt. Doch der Architekturfotograf Hans Georg Esch findet, dass die jahrtausendealte Stadt noch lange nicht „ausfotografiert“ ist. Ab dem 5. September 2024 ist im Aedes Architekturforum daher seine Pompeji-Ausstellung mit Bildern aus der Vogelperspektive zu sehen.

Die jahrtausendealte Stadt Pompeji ist als römische Siedlung mit UNESCO-Weltkulturerbe-Status bekannt. Sie wurde vermutlich im Jahr 79 n.Chr. vom Vulkan Vesuv zerstört und in mindestens sechs Meter Asche bedeckt. Dadurch erhielt sich die Stadt sehr gut. Erst im späten 16. Jahrhundert wurden die Ruinen entdeckt und ab dem 18. Jahrhundert wagten sich Archäologen an die Ausgrabung. Seitdem zieht es viele Neugierige an die Ausgrabungsstätte, derzeit etwa 2.5 Millionen Menschen pro Jahr.

Man könnte also meinen, dass Pompeji bereits sehr gut dokumentiert ist. Aber der international bekannte Architekturfotograf Hans Georg Esch hat mithilfe neuester Technologien spannende neue Bilder der Siedlung aufgenommen, und zwar von oben. Mit seinem Team entdeckte er so neue Perspektiven, die ab dem 5. September 2024 im Aedes Architekturforum in Berlin zu sehen sind.


Vogelperspektiven auf die antike Stadt

Hans Georg Esch ist für seine ikonischen Bilder bekannt, die vor allem Megacities darstellen. Schon seit über 30 Jahren ist er ein Zeitzeuge für die urbanen und landschaftlichen Strukturen in Städten. Er zeigt das verborgene Potenzial von Orten mit seinem architektonischen Blick- so auch in Pompeji. Die Fotos aus der Luft zeigen die Zusammenhänge und Parallelen zwischen antiker Stadtplanung und modernen urbanen Strukturen. So wird die jahrtausendealte Stadt in einer Fotoserie greifbar. Die Bilder zeugen von der heute in Ruinen liegenden Siedlung. Sie lassen ihre frühere Lebhaftigkeit erahnen und offenbaren viel Schönheit. Zudem laden sie dazu ein, sich mit der Geschichte von Pompeji und der Bedeutung dieses Ortes für die heutige Stadtentwicklung auseinanderzusetzen.

Das Team rund um HGEsch plant eine ganze Reihe von Ausstellungen, um den architektonischen Blick auf Pompeji zu teilen. Das Aedes Architekturforum in Berlin ist der Auftakt mit rund 80 Fotografien aus der Serie. Ab September sind auch Ausstellungen in Köln zu sehen: im italienischen Kulturinstitut und anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Römisch-Germanischen Museums im Belgischen Haus. Für den Herbst ist außerdem ein Public-Photo-Project in Köln geplant.

© HGEsch / Ministero della Cultura. Parco Archeologico di Pompei
© HGEsch / Ministero della Cultura. Parco Archeologico di Pompei

Die tagtägliche Gegenwart von weit zurückliegender Geschichte

Die Fotografien von Pompeji zeigen die archäologischen Ausgrabungen, die heute Teil der Metropole Neapel sind. Sie liegen direkt am Fuße des Vesuvs. Mit neuesten digitalen Aufnahmetechniken haben HGEsch und Team unter Einsatz von Drohnen die Architektur der Stadt festgehalten. Dieser fotografische Ansatz passt zu den neuen Herangehensweisen an den Archäologischen Park von Pompeji: Gabriel Zuchtriegel, seit 2021 Direktor der Anlage, vertritt ebenfalls den Ansatz, ein umfassendes und lebendiges Bild der antiken Stadt zu vermitteln.

Aus der Perspektive von Zeitzeugen des 21. Jahrhunderts zeigt die Fotoausstellung, dass Pompeji viele Ähnlichkeiten zu unserem heutigen urbanen Lebensraum aufweist. Die sehr gut konservierten Stadtreste der römischen Antike werden so erlebbar. Auch eine 22-minütige Animation der Fotos gehört zur Ausstellung und macht die Ruinenstruktur noch greifbarer.

Wer schon einmal in Pompeji war, weiß, dass die Überreste im Gemeindegebiet der heutigen Stadt Pompeji liegen, die sich direkt an die Ausgrabungen anschließt. Häuser, Läden, ursprüngliche Gassen und Alltagsgegenstände wie Amphoren, Werkzeuge und Schmuckstücke zeigen das Leben in der Stadt, das in der Ausstellung nun von oben sichtbar wird: „Für mich ist Pompeji ein Schau!-Platz!“, so der Architekturfotograf Hans Georg Esch. „Ein besonderer Reiz lag für mich darin, in unserer Zeit die tagtägliche Gegenwart von weit zurückliegender Geschichte einzufangen.“

© HGEsch / Ministero della Cultura. Parco Archeologico di Pompei
© HGEsch / Ministero della Cultura. Parco Archeologico di Pompei

Die Verletzlichkeit des menschlichen Wohnraums

In den Fotografien wird das Stadtgefüge ebenso sichtbar wie die Architektur der römischen Siedlung. So können Besucher der Ausstellung viel über das Leben der Menschen im antiken Pompeji erfahren. Zudem lädt die Fotoserie zum Nachdenken über vergleichbare Strukturen in heutigen Metropolen ein: Sie verdeutlicht die Verletzlichkeit des menschlichen Wohnraums. Orte wie Pompeji sind zwar von der modernen Stadt abgetrennt, aber dennoch Teil der Metropole und der umgebenden Landschaft. Dank der Fotos wird auch die Ganzheitlichkeit von Mensch und Natur, die vom Vulkan geprägte Topografie der Region und die Gliederung der Ruinenanlage deutlich.

„Pompeji – der architektonische Blick“ ist nach „City and Structure“ (2008) und „Haus und Horizont – Transformationen“ (2021) die dritte monografische Ausstellung von HGEsch im Aedes Architekturforum. Der 1964 geborene Fotograf hat 2022 und 2023 den im Guggenheim-Museum verliehenen Architecture Photography MasterPrize erhalten. 2023 wurde er beim Loop Design Award als beste Companie für Architekturfotografie und -film weltweit ausgezeichnet. Er und sein Team sind dafür bekannt, dem Gebauten eine szenische Bildhaftigkeit zu verleihen. Im September 2024 erscheint das Buch „Hans Georg Esch – Der architektonische Blick I – POMPEJI“, das die Ausstellungsserie begleitet.

 

Übrigens: Pompeji machte letztens auch mit ganz anderen Nachrichten zu Solarziegeln Schlagzeilen.

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