28.06.2024

Architektur

Kritische Masse: Der Baumeister im Juli 2024 ist da!

Coverfoto: Outsider Magazin/ Jana Jozic/Lehm-Workshop in Dobrava pra škocjanu
Coverfoto: Outsider Magazin/ Jana Jozic/Lehm-Workshop in Dobrava pra škocjanu

Was hat es mit unserem neusten Cover auf sich?

Das ist die Geschichte dahinter, von Kinga Gacsályi: 

Ich bin eine ungarische Architektin und arbeite als Handwerkerin mit Lehminnenputz. Das Foto entstand während des internationalen Forward to Earth-Workshops in Dobrava pri Škocjanu, Slowenien. Hauptthema war das Kennenlernen von und Arbeiten mit dem Material Erde sowie die Beziehung zwischen der Workshopgruppe, den lokalen Bewohner:innen und der Architektur. Jede:r Teilnehmer:in hatte die Möglichkeit, einen Text zur dabei entstandenen Arbeit zu verfassen und diesen Text mit einem Bild zu ergänzen.

Die Idee hinter meinem Text war die Verbindung vom Lebenszyklus der Erde und uns, den Menschen. Ich stellte mir die Frage, wie wir vorhandene Materialien immer wieder neu nutzen können, von Generation zu Generation? Ich bin in auf dem Land aufgewachsen, wo mir meine Großmutter beibrachte, das traditionelle Lehmziegelhaus zu warten. Das geschah gemeinsam mit der ganzen Familie, jedes Jahr aufs Neue. Beim Workshop wurde ich an diese Zyklen erinnert und schrieb ein Haiku darüber:

Erde und Menschen

sind in Einheit verbunden,

beginnen erneut.

 

(Englisches Original:

Earth connects people

born, build, live, demolish, die

and it starts again.)

Beim Workshop entstand dort, wo wir Erdmaterial entnommen haben, ein Loch. Im Foto repräsentiert es den Mutterleib, in dem neues Leben entsteht. So verbinden sich die Ideen von Erde und Mensch. Es ist ein Kreislauf der Erde. Der Boden, den wir heute nutzen, wurde früher schon verwendet. Wir verwenden ihn mit Respekt, in der Hoffnung, dass unsere Nachkommen dies auch tun werden.

Klimawirksame Emissionen und Ressourcenverbrauch treiben uns an die ökologischen Grenzen unserer Erde. Laut einigen Forschern verfügen wir über ein verbleibendes CO2-Budget, welches uns nur noch über die nächsten zwei Jahre bringt. Welche Rolle spielt in diesem apokalyptischen Drama die Architektur, und wie steht es wirklich um die Zukunft des Bauens? Wir lassen Forscher und Architekten zu Wort kommen.


zukünftiges bauen

Grüne Architektur, ökofreundlich, Netto-Null-Energie, biophiles Design und überhaupt Nachhaltigkeit. Diese und so unendlich viele andere Buzzwords müssen leider allzu oft der Kategorie „Marketing-Bullshit-Bingo“ (liebevoll mit MBB abgekürzt) zugeordnet werden.

Die Architektur scheint besonders anfällig für derartige Begriffsschlachten zu sein. Doch geht es am Ende nicht um mehr als Marketing und überhaupt um das Ende? In diesem Heft drehen wir uns auf vielfältigste Art und Weise um die Fragen, ob wir in Zukunft noch bauen können und vor allem um die Rolle der Architektur in einer Welt, die irgendwann erkannt haben wird, dass es nicht ausreicht, etwas einfach nur irgendwie nachhaltig zu machen, um behaupten zu können, es nachhaltig gemacht zu haben.


Spannende Gespräche, mit interessanten Leuten

Klartext: Die Ressourcen unserer Welt sind endlich, und wir sind dem Ende bitterlich nah. Was, wenn wir nicht mehr auf die uns so ans Herz gewachsenen Baumaterialien zurückgreifen können? Welche Rolle wird der/ die Architekturschaffende in Zukunft einnehmen müssen? Hat man in dieser Situation noch eine Wahl, und wie wird sich die Seele unserer Arbeit in einer derartigen Zukunft neu erfinden?

Sie sehen schon, wir jonglieren in diesem Heft mit einer Vielzahl wirklich komplexer und noch komplizierter zu beantwortenden Fragen und haben es geschafft, einige der spannendsten Köpfe unserer Zeit zusammenzutrommeln, um diesen und vielen anderen Fragen, innerhalb eines dreigeteilten Hauptteils, Antworten oder zumindest kritische Gedanken entgegenzusetzen.


Wir profitieren von der Vielfältigkeit

Kritisches Denken ist ohnehin so was wie der rote Faden dieser Ausgabe. Wir zeigen bewusst weniger Projekte und lenken den Fokus vollkommen auf all die Themen, die die Architektur der Zukunft maßgeblich beeinflussen. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Ihnen vorliegende Heft ein Zukunftsheft. Die Menschen, die in dieser Ausgabe zu Wort kommen, richten ihren Blick in die Zukunft und scheuen sich nicht davor, Licht und Schatten zugleich und ebenso ungefiltert zu betrachten. Ich empfinde es als großes Privileg, dass wir dadurch die Möglichkeit bekommen, in viele „multiversale“ Zukunftsszenarien zugleich zu blicken.

Schließlich, und das sollte uns bewusst sein, muss die Architektur in den nächsten Jahren sehr viel mehr leisten, als bloß zu bauen. Aus meiner Sicht sieht sich kaum eine andere Branche aktuell mit derartigen Veränderungen konfrontiert. Genau deshalb profitieren wir von der Vielfältigkeit der Menschen, die dieses Heft maßgeblich geprägt haben.


Mut und Hingabe

Unsere Kontributor:innen kommen aus zahlreichen Ländern wie beispielsweise Kanada, Großbritannien, Slowenien, Litauen, Spanien, Argentinien, aber natürlich auch der Schweiz, Österreich sowie Deutschland und bringen mindestens ebenso vielfältige Hintergründe mit. Für mich ist es spannend zu sehen, wie Menschen, die unsere Zukunft prägen werden und sich mit dem Themenfeld der immer knapper werdenden Ressourcen beschäftigen, auf so außergewöhnliche Art und Weise Haltung zeigen.

Eines darf ich vorwegnehmen: In dieser Ausgabe sehen wir, wie man mit Mut und Hingabe wirklich etwas bewegen kann. Ich hoffe, dass Sie von diesem B AU M E I S T E R mindestens genauso inspiriert werden wie ich. Ich freue mich auf Ihre Nachricht zu diesem Heft.

Das Heft gibt es hier im Shop!

 

In unserer letzten Ausgabe, der B6 dreht sich alles um Die Stadt Basel. Lesen Sie hier mehr dazu!

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